Bösartige Tumore werden meist nach ihrer zellulären Herkunft klassifiziert. Lange Zeit war es nicht möglich, dieses
Prinzip erfolgreich auf die malignen Lymphome anzuwenden. Dies änderte sich erst mit der Aufklärung der zellulären
Zusammensetzung des lymphatischen Gewebes und der Entwicklung von Methoden (Immunhistologie), mit denen die
verschiedenen Zellarten des lymphatischen Systems zuverlässig voneinander unterschieden werden konnten. Inzwischen ist
überzeugend gezeigt worden, dass die zelluläre Herkunft die morphologischen und klinischen Merkmale der meisten
Lymphomkrankheiten ganz wesentlich bestimmt und damit eine tragfähige Basis für die Klassifikation der Mehrzahl der
malignen Lymphome darstellt. In jüngster Zeit zeigten die Ergebnisse molekularer Untersuchungen, dass sich die
morphologischen und immunhistologischen Lymphomgruppen weiter in klinische relevante Untergruppen aufteilen lassen bzw.
unabhängig von der Morphologie zu molekularen Einteilungen führen. Allerdings haben diese molekularen Untergruppen noch
keinen Einzug in den diagnostischen Alltag bzw. in die Therapie(weitere Infos über den Glossarbegriff Therapie) gefunden. Vor ihrer Übernahme müssen diese molekularen
Gruppen zunächst ihre prognostische Bedeutung in prospektiven klinischen Studien unter Beweis stellen.
Quelle: S. E.
Coupland et al., "Lymphatisches System und Differenzierung von B- und T-Lymphozyten", Der Pathologe 21 (2000) 2,
106-112
Über Jahrzehnte hinweg standen sich in der Fachliteratur konkurrierende und kaum vergleichbare Einteilungen der
malignen Lymphome gegenüber. Dabei wurde die Kiel-Klassifikation(weitere Infos über den Glossarbegriff Kiel-Klassifikation) im deutschsprachigen Europa und die "Working Formulation" vornehmlich in den USA verwendet. Anfang der 90er-Jahre konnte diese unbefriedigende Situation überwunden
werden, indem Pathologen beider Kontinente anhand aktueller wissenschaftlicher Daten eine neue Lymphomklassifikation,
die so genannte "Revised-European-American-Lymphoma- (R.E.A.L.-) Klassifikation", erarbeiteten (BLOOD, 1994). Im
Mittelpunkt der R.E.A.L.-Klassifikation stand die Definition distinkter Lymphomkrankheiten, die sich mit hoher
Reproduzierbarkeit diagnostizieren lassen. Hierzu wurden nicht nur morphologische und klinische, sondern auch
immunophänotypische und molekulargenetische Merkmale herangezogen. Eine internationale kooperative Studie hat die hohe
Reproduzierbarkeit und klinische Verwendbarkeit dieser Klassifikation bestätigt. Ein von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingesetztes internationales Pathologen-Expertengremium hat die
R.E.A.L.-Klassifikation aktualisiert und unter der Bezeichnung "WHO-Klassifikation(weitere Infos über den Glossarbegriff WHO-Klassifikation) der Malignen Lymphome"
veröffentlicht (2001).
Quelle: H. Stein, "Die neue WHO-Klassifikation
der malignen Lymphome", Der Pathologe 21 (2000) 2, 101-105
Englischsprachige Veröffentlichung 1997
im "Journal of Clinical Oncology"
Tabellen: Maligne Lymphome nach Kiel- und WHO-Klassifikation
Hodgkin-Lymphome
In der R.E.A.L.- und der WHO-Klassifikation wurde das Hodgkin-Lymphom(weitere Infos über den Glossarbegriff Hodgkin-Lymphom) erstmals gemeinsam mit anderen malignen Lymphome kategorisiert. Beide Klassifikationen unterscheiden die klassischen Hodgkin Lymphome (ca. 93% aller Hodgkin-Lymphome) von dem Lymphozyten(weitere Infos über den Glossarbegriff Lymphozyten)-prädominanten Hodgkin-Lymphom (ca. 7%). Innerhalb der klassischen Hodgkin
Lymphome werden darüber hinaus die histologischen Subtypen nodulär-sklerosierend, gemischtzellig, lymphozytenreich und
lymphozytenarm unterschieden.
Klassifikation der
Hodgkin-Lymphome
Non-Hodgkin-Lymphome
Die Non-Hodgkin-Lymphome gehen entweder von Zellen der B-Zellen(weitere Infos über den Glossarbegriff B-Zellen) und T-Zellen(weitere Infos über den Glossarbegriff T-Zellen)-Reihe und sehr selten von den Natural Killer
(NK)-Zellen aus. Innerhalb der B- und T-Zell-Reihe wird darüber hinaus Noch in die Lymphome unterschieden, die von
Vorläufer B- oder T-Zellen und solchen, die von reifen B- oder T-Zellen ausgehen. Ferner können die
Non-Hodgkin-Lymphome, die von reifen B- oder T-Zellen ausgehen, aufgrund ihrer histologischen und/oder
immunphänotypischen Merkmale in zahlreiche Entitäten, Subtypen und Varianten unterteilt werden.
Klassifikation
der Non-Hodgkin-Lymphome
(auch Morbus Hodgkin; Lymphogranulomatose; Lymphdrüsenkrebs) "bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems; gehört zu den malignen Lymphomen und macht etwa 5% der bösartigen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter aus."
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