Das Multiple Myelom ist eine Erkrankung, bei der sich bösartig veränderte Zellen des körpereigenen Immunsystems unkontrolliert vermehren. Diese krankhaften Zellen breiten sich im Knochenmark aus und bilden an mehreren Stellen des Körpers Zellanhäufungen. Das Multiple Myelom ist also eine über den ganzen Körper verbreitete, nicht lokalisierte Erkrankung. Eine seltene Sonderform des Multiplen Myeloms ist das (solitäre) Plasmozytom: Von diesem Krankheitsbild spricht man, wenn sich nur ein einzelner Krankheitsherd nachweisen lässt. Ohne Behandlung entwickelt sich aus einem Plasmozytom häufig ein Multiples Myelom. Das Multiple Myelom gehört zur Gruppe der langsam wachsenden (= niedrigmalignen oder indolenten) Non-Hodgkin-Lymphome und ist eine von rund 100 verschiedenen Unterarten der malignen Lymphome (= bösartige Neubildungen von Zellen des lymphatischen Systems).

Die Erkrankung beginnt mit der bösartigen Veränderung einer einzelnen Plasmazelle. Plasmazellen gehören zu den weißen Blutkörperchen (= Leukozyten) und reifen im Knochenmark aber auch in anderen Körpergeweben aus B-Lymphozyten heran. Gesunde Plasmazellen produzieren Antikörper (= Immunglobuline), die als lebenswichtige Eiweiße (= Proteine) im Blut zirkulieren und gegen verschiedene Krankheitserreger wie Viren und Bakterien gerichtet sind. Die beim Multiplen Myelom bösartig veränderten Plasmazellen (= Myelomzellen) produzieren in großen Mengen Antikörper oder Antikörperbruchstücke, die jedoch funktionslos und daher für die Abwehr von Infekten untauglich sind (= Paraproteine). Durch die unkontrollierte Vermehrung von Myelomzellen im Knochenmark wird die Ausreifung von gesunden Blutzellen gestört. Dies führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte und hat oft eine Blutarmut mit Müdigkeit und Leistungsverlust zur Folge. Die von den Myelomzellen produzierten Stoffe zersetzen außerdem die Knochensubstanz, stören den Kalziumhaushalt und erhöhen die Gefahr für schmerzhafte Knochenbrüche. Die funktionslosen Antikörperbruchstücke lagern sich häufig in der Niere ab und stören deren Funktion.

Häufigkeit & Ursache

Das multiple Myelom ist eine seltene Erkrankung. Meistens betrifft sie ältere Patienten. Ihre Ursache ist unbekannt.

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Symptome

Abnehmende Leistungsfähigkeit, Knochenschmerzen und eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte sind nur einige der meist uncharakteristischen Anzeichen für ein multiples Myelom.

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Diagnostik

Die Diagnose wird mittels einer Knochenmarkuntersuchung und der Untersuchung des Blutes bzw. Urins gesichert. Weitere Blutuntersuchungen und Röntgen- und anderer Bildgebungsuntersuchungen (weitere Infos über den Glossarbegriff Röntgenuntersuchung) erlauben die Abschätzung, ob eine so genannte symptomatische Erkrankung vorliegt, und eine Prognose des Kranheitsverlaufs.

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Histologie

Abnehmende Leistungsfähigkeit, Knochenschmerzen und eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte sind nur einige der meist uncharakteristischen Anzeichen für ein multiples Myelom.

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Stadium & Risikofaktoren

Die Diagnose wird mittels einer Knochenmarkuntersuchung und der Untersuchung des Blutes bzw. Urins gesichert. Weitere Blutuntersuchungen und Röntgen- und anderer Bildgebungsuntersuchungen (weitere Infos über den Glossarbegriff Röntgenuntersuchung) erlauben die Abschätzung, ob eine so genannte symptomatische Erkrankung vorliegt, und eine Prognose des Kranheitsverlaufs.

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Therapie

Immer bei Vorliegen einer symptomatischen Erkrankung muss das multiple Myelom behandelt werden. Darüber hinaus gibt es Befunde, die auch bei einer nicht symptomatischen Plasmazellerkrankung (schwelendes, „smoldering“ Myelom) für einen baldigen Ausbruch der Erkrankung sprechen und daher eine Behandlungsindikation darstellen können. Grundsätzlich unterscheidet man bei der Therapie einen „intensiven Pfad“ von einem „konventionellen Pfad“. Bei ersterem besteht die Behandlung standardmäßig aus einer Induktionschemotherapie, welche -nach heutigem Stand eine der Substanzen von Bortezomib oder Lenalidomid enhalten soll, gefolgt von einer Chemotherapie zur Blutstammzellgewinnung, an die sich dann eine Hochdosis-Chemotherapie mit Blutstammzellrückgabe (autologe Stammzelltransplantation) anschließt. Eine Heilung ist nach derzeitigem Kenntnisstand durch eine allogene Stammzelltransplantation möglich. Die allogene Transplantation sollte im Rahmen von klinischen Studien erfolgen.

Im konventionellen, nicht intensiven Pfad wird eine zeitlich eher lang dauernde Therapie durchgeführt, auf die Hochdosischemotherapie wird aufgrund des damit verbundenen Risikos aber verzichtet. Dies ist bei Patienten über ca 70 Jahren bzw. bei solchen mit relevanten Begleiterkrankungen der Fall. In Frage kommen eine komplett orale Therapie aus Lenalidomid und dem Kortison Dexamethason, alternativ aus einer Dreifachkombination aus Bortezomib, dem Zytostatikum Melphalan und dem Kortison Prednison. Seit kurzem kann dieses „VMP“-Schema durch den monoklonalen Antikörper Daratumumab erweitert werden.

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Nebenwirkungen & Spätfolgen

Die Nebenwirkungen der Chemotherapie umfassen häufig Übelkeit, Haarausfall, eine Entzündung der Mundschleimhaut sowie eine Verschlechterung des Blutbildes (weitere Infos über den Glossarbegriff Blutbild). Sie bilden sich nach der Behandlung in der Regel wieder zurück. Als Spätfolgen der Hochdosis-Chemotherapie wurden Blutbildungsstörungen beobachtet. Die Behandlung mit der Begleittherapie mit Aminobisphosphonaten kann langfristig auch zu einer Zerstörung des Kieferknochens führen.

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Nachsorge

Gelingt es mit der Behandlung, die Erkrankung zurückzudrängen, besteht für Patienten im „intensiven Behandlungspfad“ die Möglichkeit, eine medikamentöse Erhaltungstherapie mit Lenalidomid zu beginnen. Für etliche Patienten lässt sich die Krankheitsremission damit länger stabilisieren. Dann schließen sich regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen an, um einen dennoch möglichen Krankheitsrückfall frühzeitig zu erkennen.

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Ausblick

Welches Behandlungsergebnis ist zu erwarten?

 

Nach einer erfolgreich durchgeführten chemotherapeutischen Behandlung kommt es zu einer Rückbildung der Myelomerkrankung (so genannte Remission). Diese kann unvollständig sein (partielle oder Teilremission) oder zu einem fast vollständigen Verschwinden der Erkrankung führen (sehr gute partielle Remission, Beinahe-Komplettremission oder Komplettremission). Nach Durchführung einer (Doppel)Hochdosis-Chemotherapie und autologen Stammzelltransplantation werden z.T. mehrjährige Langzeitremissionen beobachtet. Nach konventioneller Chemotherapie sind die Remissionsphasen kürzer.

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Literatur

Die genannte Literatur ist Grundlage für diesen Artikel und enthält weiterführende Informationen zum Thema.

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