Wenn der Verdacht auf ein multiples Myelom besteht, wird der behandelnde Arzt den Patienten zunächst zu seinem derzeitigen Befinden (z.B. Knochenschmerzen, Leistungsfähigkeit), vorausgegangenen oder gegenwärtig bestehenden Erkrankungen und Lebensgewohnheiten befragen (Anamnese) und ihn anschließend gründlich körperlich untersuchen.

Sicherung der Diagnose 

Zur Sicherung der Diagnose sind eine Knochenmarkuntersuchung sowie Blut- und Urinuntersuchungen erforderlich: Nach einer Knochenmarkpunktion wird das gewonnene Gewebematerial feingeweblich untersucht und der Gehalt der Plasmazellen im Knochenmark ermittelt. Das durch die Blutabnahme gewonnene Blutserum und der über 24 Stunden gesammelte Urin werden daraufhin untersucht, ob und welche Antikörper bzw. Antikörperbruchstücke (Paraproteine) von den Myelomzellen gebildet wurden und wie hoch ihr Anteil ist. Hier kommen spezielle Analysemethoden zum Einsatz (so genannte Eiweißelektrophorese, Bestimmung der freien Leichtketten im Serum und Immunfixation). Die Messergebnisse dienen nicht nur der Diagnosesicherung, sondern erlauben auch eine Eingrenzung des Paraprotein-Typs.

Erfassung des Krankheitsstadiums und der Komplikationsgefahr 

Darüber hinaus werden weitere Blutwerte erhoben: Die Messung des β2-Mikroglobulins und des Albumin ist zur Festlegung des Krankheitsstadiums notwendig. Die Analyse des Blutbildes gibt darüber Auskunft, ob die im Knochenmark angesiedelten Myelomzellen eine Störung der Blutbildung (z.B. Blutarmut) verursacht haben.

Eine Bestimmung der Nierenwerte gestattet Rückschlüsse auf die Nierenfunktion. Die Messung der Kalziumkonzentration im Blutserum kann Hinweise auf die Ausdehnung des Knochenbefalls durch das multiple Myelom liefern. Das exakte Ausmaß der Knochenzerstörung und eine eventuell vorliegende Knochenbruchgefahr kann aber nur durch Bildgebungsverfahren erfasst werden. Nur noch selten werden deshalb große Teile des Knochenskeletts mit konventioneller Röntgentechnik abgebildet (Schädel, Wirbelsäule, Oberarmknochen, Beckenknochen, Oberschenkelknochen). Meist wird inzwischen mittels Computertomographie das Skelettsystem ohne Gabe von Kontrastmitteln vollständig dargestellt. Charakteristisch für das multiple Myelom sind umschriebene, wie ausgestanzt wirkende Knochendefekte, so genannte Osteolyse (siehe Abbildung 1). Eine Skelettszintigraphie sollte beim multiplen Myelom zur Beurteilung des Knochenbefalls nicht durchgeführt werden, da sie nicht zum Informationsgewinn beiträgt.

Abbildung 1: Rekonstruktion einer Oberarmknochenfraktur infolge von Osteolysen beim multiplen Myelom. Der fette Pfeil weist auf die Bruchlinie. Der schlanke Pfeil kennzeichnet die in das Knochenmark eingedrungenen Myelomzellen. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Marius S. Horger, Universitätsklinikum Tübingen.