Autor: | Studiengruppe GHSG(weitere Infos über die Person Studiengruppe GHSG) | Text wurde erstellt am: | 31.10.2016 | |||
Redakteur: | Silke Hellmich(weitere Infos über die Person Silke Hellmich) | Letzte inhaltliche Aktualisierung: | 31.10.2016 |
Das Hodgkin-Lymphom(weitere Infos über den Glossarbegriff Hodgkin-Lymphom) (auch: Morbus Hodgkin, Lymphogranulomatose, Hodgkin's disease) ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems. 1832 wurde sie von ihrem Namensgeber, Sir Thomas Hodgkin, erstmalig als eigenständige Erkrankung beschrieben. Beschreibungen der für die Krankheit typischen histologischen Veränderungen mit den krankheitsdefinierenden Hodgkin- und Reed-Steinberg-Zellen folgten 1898 durch Carl Sternberg und 1902 durch Dorothy Reed. Der Nachweis dieser Zellen grenzt das Hodgkin Lymphom von der großen Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome und von Lymphknotenschwellungen mit anderer Ursache ab.
Abb.: Reed-Sternberg-Zellen Bildrechte: mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Hodgkin Studiengruppe (GHSG) |
In den folgenden 170 Jahren bis heute wurden und werden diverse potentielle Ursachen und Auslöser der Erkrankung diskutiert. Erst in jüngerer Zeit konnte man durch neue molekularbiologische Methoden nachweisen, dass die malignen Hodgkin Lymphom-Zellen ihren Ursprung in B-Lymphozyten(weitere Infos über den Glossarbegriff B-Lymphozyten) haben, die im Keimzentrum der Lymphknoten(weitere Infos über den Glossarbegriff Lymphknoten) gebildet werden.
Eine die Krankheit begünstigende Rolle wird dem Epstein-Barr-Virus(weitere Infos über den Glossarbegriff Epstein-Barr-Virus) (EBV) zugeschrieben. Dafür spricht die Tatsache, dass Patienten, die in der Vorgeschichte an Pfeiffer'schem Drüsenfieber - einer akut fiebrigen, mit Lymphknotenschwellungen einhergehenden Erkrankung, die durch das EBV ausgelöst wird - litten, häufiger ein Hodgkin Lymphom entwickeln als Menschen, bei denen dies nicht der Fall war. Gestützt wird diese Beobachtung durch den Nachweis von genetischem Material des EBV in Hodgkin- und Sternberg-Reed-Zellen, der Ende der achtziger Jahre erstmals gelang.
Es gibt jedoch auch maligne(weitere Infos über den Glossarbegriff maligne) Hodgkin- und Sternberg-Reed-Zellen, in denen kein EBV-Erbgut gefunden werden kann. Überdies entwickelt die überwiegende Mehrzahl der mit EBV infizierten Menschen kein Hodgkin Lymphom (bis zum 30. Lebensjahr haben sich mehr als 95 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus infiziert, zumeist ohne eine klinische Symptomatik zu zeigen). So muss es noch weitere Faktoren geben, die die Krankheit auslösen oder begünstigen. Hier werden zurzeit neben einer gestörten Steuerung des Immunsystems auch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse diskutiert.
Histologie
Pathologie & Klassifikation (Fachinformationen)
Das Hodgkin Lymphom zählt in Deutschland mit einer niedrigen Inzidenz von zwei bis drei Neuerkrankungen auf 100.000 Personen pro Jahr zu den relativ seltenen Erkrankungen. Insgesamt erkrankten in Deutschland im Jahr 2014 etwa 2.200 Menschen an einem Hodgkin Lymphom. Weltweit ist die Erkrankung mit einer Inzidenz etwa einer Neuerkrankung auf 100.000 Personen pro Jahr noch seltener. Männer erkranken im Verhältnis 3:2 häufiger als Frauen.
Bezogen auf das Erkrankungsalter lassen sich in den industrialisierten Ländern zwei Häufigkeitsgipfel ausmachen: ein größerer zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr und einen kleinerer Gipfel nach dem 65. Lebensjahr. Die Krankheit kann prinzipiell aber auch in jedem anderen Alter vorkommen. Durch diese, im Vergleich zu den meisten anderen Krebserkrankungen, ungewöhnliche Altersverteilung, ist das Hodgkin Lymphom insgesamt zwar selten, jedoch bei jungen Erwachsenen eine der häufigsten Krebserkrankungen und die häufigste hämatologische Neoplasie.
Die Häufigkeitsverteilung des histologischen Subtyps des Hodgkin Lymphoms ist ebenfalls altersabhängig. So ist die "noduläre Sklerose" im jungen Erwachsenenalter der häufigste Subtyp. Im Alter sind dann der "gemischtzellige" und andere Subtypen etwas häufiger. Interessant ist weiterhin die Beobachtung, dass das Hodgkin Lymphom bei jungen Erwachsenen aus ökonomisch stärkerem Umfeld häufiger vorkommt als bei jungen Erwachsenen mit mittlerem oder niederem ökonomischen Status.
Dieser Artikel wurde am 31.10.2016 veröffentlicht und am 31.10.2016 letztmalig aktualisiert.