Autor: | Prof. Dr. Christian Buske(weitere Infos über die Person Prof. Dr. Christian Buske) | Text wurde erstellt: | 02.05.2013 | |||
Redakteur: | Silke Hellmich(weitere Infos über die Person Silke Hellmich) | Letzte inhaltliche Aktualisierung: | 02.05.2013 |
Die Therapie des indolenten follikulären Lymphoms (Grad 1, 2 oder 3A) richtet sich nach dem Krankheitsstadium und dem körperlichen Allgemeinzustand des Patienten.
Beim lokalisierten Stadium (Stadium I und II) ist derzeit die Bestrahlung der betroffenen Lymphknotenregionen mit einer Strahlendosis von 30 Gy (= Gray) Standard.
In den fortgeschrittenen Stadien III und IV wird im Gegensatz zu den frühen Stadien nur bei Auftreten von Krankheitszeichen mit der Behandlung begonnen. Wenn Patienten keine Beschwerden haben, ist eine Behandlung nicht erforderlich, die Patienten werden aber engmaschig überwacht (= Watch & Wait-Strategie). Stellen sich Beschwerden ein, z.B. B-Symptome, Blutarmut oder eine rasch zunehmende Vergrößerung von Lymphknoten, sollte eine Therapie eingeleitet werden. Standardtherapie ist eine Kombination des Antikörpers Rituximab mit einer Chemotherapie wie z.B. Bendamustin oder dem CHOP-Schema, das aus mehreren Wirkstoffen (Cyclophosphamid, Vincristin, Doxorubicin und Prednison) besteht. Anschließend wird eine Erhaltungstherapie mit Rituximab (bei Erstbehandlung alle 2 Monate über 2 Jahre) durchgeführt.
Bei den lokalisierten Stadien I und II kann die Krankheit durch die Bestrahlung über viele Jahre zurückgedrängt und möglicherweise geheilt werden. Die Chance, innerhalb von 10 Jahren keinen Rückfall zu erleiden, beträgt etwa 85 Prozent für Patienten im Stadium I. Für Patienten im Stadium II oder mit deutlich vergrößerten Lymphknoten (3-5 cm) liegt die Chance bei 35 Prozent. Deshalb wird in Studien untersucht, ob eine zusätzliche Behandlung mit Rituximab die Ergebnisse bei diesen Patienten verbessern kann.
Bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung wird durch die zur Verfügung stehenden Therapien ebenfalls sehr häufig eine langjährige krankheitsfreie Zeit erreicht. Allerdings existiert derzeit keine Standardtherapie, die eine Heilung in den Stadien III und IV erreichen kann. Von der stetigen Entwicklung neuer Therapien erhofft man sich jedoch, das Leben dieser Patienten ohne größere Beeinträchtigung der Lebensqualität deutlich verlängern zu können.
Bei einem Rückfall sollte auf jeden Fall eine erneute diagnostische Untersuchung des betroffenen Lymphknotens erfolgen, da indolente FL in einigen Fällen in aggressive FL übergehen können. Handelt es sich bei einem Rückfall erneut um ein indolentes, follikuläres Lymphom, hängt die Therapie von der gewählten Erstbehandlung ab. Oft kann nochmals mit Erfolg eine mit Rituximab kombinierte Chemotherapie durchgeführt werden. Allerdings tauscht man dabei in den meisten Fällen die Wirkstoffe der Chemotherapie aus (z.B. nach anfänglicher Therapie mit R-CHOP kann im Rückfall R-Bendamustin verwendet werden). Bei jüngeren, fitten Patienten mit eher raschem Rückfall ist die Hochdosis-Chemotherapie mit Rückgabe eigener Stammzellen (= autologe Stammzelltransplantation) ein effektives und sicheres Verfahren. Die allogene Transplantation, bei der dem Patienten Stammzellen von gesunden Fremd- oder Familienspendern übertragen werden, wird nur in Ausnahmefällen bei jüngeren Patienten mit klinisch aggressivem Verlauf in Betracht gezogen, da die Behandlung hohe Risiken und Nebenwirkungen aufweist. Für ältere Patienten, die an Begleiterkrankungen leiden und keine intensivere Therapie vertragen, ist eine alleinige Rituximab-Therapie eine gute Möglichkeit, die Erkrankung zurückzudrängen.
Aggressive follikuläre Lymphome (Grad 3B) werden wie „diffus großzellige B-Zell-Lymphome“ behandelt. Ausführliche Informationen dazu werden derzeit durch die DSHNHL erstellt.
Dieser Artikel wurde am 02.05.2013 veröffentlicht und am 02.05.2013 letztmalig aktualisiert.