Wie wird die CLL behandelt?

Obwohl die CLL eine ernsthafte Erkrankung ist, können viele Erkrankte aufgrund des langsamen Verlaufs mehrere Jahre ohne Therapie und ohne größere Einschränkungen mit dieser Krankheit leben. Ob und wie im einzelnen behandelt wird, hängt vom Krankheitsstadium, dem Krankheitsverlauf, eventuell vorhandenen Risikofaktoren und dem körperlichen Allgemeinzustand der Erkrankten ab:

"Watch and Wait“:

CLL-Erkrankte in frühen Stadien (Binet A/B), die keine krankheitsbedingten Beschwerden haben, werden meist im Rahmen einer „Watch and Wait“- Strategie (= beobachten & abwarten) zunächst nicht behandelt. Ihre Erkrankung soll aber durch regelmäßige Untersuchungen überwacht werden.

Medikamentöse Therapien:

Betroffene mit fortgeschrittenem Stadium (Binet C) oder mit krankheitsbedingten Symptomen (z.B. Müdigkeit, Gewichtsverlust, gehäufte Infektionen, starker Nachtschweiß), die einen erheblichen Verlust an Lebensqualität verursachen, werden behandelt. Die derzeitige Standardtherapie kennt mehrere sehr unterschiedliche Therapieansätze. Neben der Chemotherapie hat sich die chemotherapiefreie Behandlung etabliert.

Die Chemoimmuntherapie, d.h. eine Kombination aus Chemotherapie und einem monoklonalen Antikörper, wird in regelmäßigen Abständen - man spricht hier auch von Behandlungszyklen - über einen begrenzten Zeitraum verabreicht. Die Chemotherapie setzt sich aus einer oder mehreren Substanzen zusammen, die die Vermehrung der schnell wachsenden Leukämiezellen hemmen. Die monoklonalen Antikörper heften sich gezielt an die Oberflächen der CLL-Zellen und zerstören sie. Bei Erkrankten mit bestimmten Risikofaktoren, Begleiterkrankungen oder Vortherapien wird keine Chemoimmuntherapie gegeben. 

Die chemotherapiefreien Behandlungsmöglichkeiten bestehen aus spezifischen Inhibitoren (z.B. Ibrutinib, Acalabrutinib, Venetoclax oder Idelalisib, weitere sind in der Entwicklung), die bestimmte Signale der Tumorzellen unterdrücken können. Die Inhibitoren werden als Tabletten oder Kapseln eingenommen und können mit monoklonalen Antikörpern und/oder untereinander kombiniert werden. Sie werden entweder zeitlich begrenzt oder über einen längeren Zeitraum eingenommen. Die Kombination Venetoclax-Obinutuzumab wird über 12 Monate, die Kombination Venetoclax-Rituximab über 24 Monate eingenommen. Bei beiden Therapieformen kann es zu Nebenwirkungen kommen. Die häufigsten sind eine Abnahme von weißen Blutkörperchen und Blutplättchen. Unter Therapie sind an CLL Erkrankte besonders anfällig für Infektionen. Bei den chemotherapiefreien Therapien muss besonders darauf geachtet werden, dass bestimmte andere Medikamente nicht zeitgleich genommen werden, weil sie die Wirkung der CLL-Therapie verstärken oder beeinträchtigen könnten.

Allogene Stammzelltransplantation:

Abhängig vom körperlichen Allgemeinzustand wird bei Erkrankten mit einer ungünstigen Prognose gegebenenfalls auch eine Transplantation von Blutstammzellen eines gesunden Fremd- oder Familienspenders (= allogene Stammzelltransplantation) in Betracht gezogen. Aufgrund möglicher Unverträglichkeitsreaktionen sowie der erforderlichen Unterdrückung des Immunsystems ist diese Therapieoption mit erheblichen Risiken verbunden und wird nur bei ausgewählten Patient:innen durchgeführt.

Andere Therapieverfahren

Andere Therapieverfahren (z.B. Operation oder Strahlentherapie) haben bei der Behandlung einer CLL nur eine geringe Bedeutung. Die Behandlung mit CAR-T-Zellen (siehe auch KML-Broschüre zur CAR-T-Zell-Therapie) ist bei der CLL derzeit nur innerhalb von Studien möglich, da es keine zugelassenen CAR-T-Zellprodukte für die CLL gibt.